REQUIEM FÜR AUSCHWITZ
von Roger Moreno-Rathgeb

Vorwort

Vorwort des Komponisten

Auschwitz - ein jeder, welcher mit der Geschichte des Holocausts in den Jahren 1939 bis 1945 ein bisschen vertraut ist, erfüllt dieser Name auch heute noch immer mit Schaudern und Entsetzen.

Auch heute - nach mehr als 60 Jahren - gibt es immer noch unzählige Menschen, welche jene Geschehnisse nicht wahrhaben wollen. Welche jene Tatsachen immer noch verleugnen. Welche aus der Geschichte immer noch nichts gelernt haben.

Dabei leben Millionen Menschen auf dieser Welt, welche ihre Väter, Mütter, Brüder, Schwestern, Onkel, Tanten, Neffen und Nichten vermissen - oder vielleicht nie kennengelernt haben - weil sie sie eben da verloren hatten.

Dabei - wenn man Auschwitz heute besucht - schreien die Stimmen der verstorbenen Seelen aus dem mit Asche getränkten Boden in des Besuchers Ohr. Greifen ihre hilfesuchenden Hände an des Besuchers Kehle.  

Dies jedenfalls waren MEINE persönlichen Erfahrungen, als ich Auschwitz 1998 zum ersten Mal besuchte.

Auschwitz - jener Tiefpunkt in der menschlichen Geschichte,  jener Höhepunkt menschlicher Intoleranz und primitiver Mordlust.  Jener Ort, wo ein menschliches Leben  keinen menschlichen Wert mehr hatte. Wo überhaupt nichts mehr einen humanitären Wert hatte. Wo nur noch Qual, Tod und Verderb regierte.
Der Endpunkt für Millionen von Menschen, erst getäuscht, dann erniedrigt, gequält und zum Schluss brutal vernichtet.

Auschwitz - jener Ort, wo sich über Jahre hinweg tagtäglich tausende menschliche Tragödien abgespielt haben. Wo Schmerzen gelitten  wurden. Wo die Menschwürde mit Füssen getreten wurde. Wo Völkerrechte ignoriert wurden. Wo Hoffnung manchmal hämisch geschürt, in den meisten Fällen jedoch brutal zerstört wurde. Wo ein einzelnes Menschenleben nichts mehr zählte. Wo jedoch Millionen von Menschenleben die Rechtfertigung einer unmenschlichen Politik darstellen sollten (mehr “Lebensraum im Osten”, die “Erschaffung einer Herrenrasse”).

Auschwitz - jener Ort, an welchem alles vernichtet  werden sollte, was dem damals regierenden Regime nicht in den Kram passte (z.B. anders denkende Intelligenz und andersgeschlechtliche Vorzüge). Dort, wo ganze Völker ausgerottet werden sollten (Juden, Sinti und Roma). Dort, wo ganze Nationen ausgelöscht werden sollten (Polen, Tschechen, Russen u.s.w.). Und wo selbst  vor den verschiedensten Glaubensbekenntnissen  kein Halt gemacht wurde. Da warteten sowie Christen (katholische, reformierte, protestantische) als auch Muslime, Juden und Menschen anderer Religionen auf ihr sicheres Ende. Gedemütigt, erniedrigt, oftmals in Hoffnung auf Erlösung durch ihren jeweiligen Gott. Jeder in innigem Gebet zu seinem eigenen persönlichen Erlöser.  

Dieses Requiem (Totenmesse) ist eben all diesen Menschen gewidmet.   


- Mein erster Gedanke war, um mit Hilfe dieses Requiems all diesen verstorbenen Seelen in Demut und Dankbarkeit zu gedenken.
In Demut  wegens all ihren Qualen und Schmerzen, gelitten für einen Glauben, eine Überzeugung oder eine Tradition, oder einfach nur, weil man andersdenkend oder andersgesinnt war.
Und in Dankbarkeit, weil ich des Glaubens bin, dass ihre Seelen geopfert wurden für die Freiheit, wovon wir heute geniessen können.


- Mein zweiter Gedanke war, um dieses Requiem eine Art “Lebendes Mahnmal” werden zu lassen. Ein Mahnmal zu Ehren der verstorbenen Seelen, ein Mahnmal des “nicht Vergessens”. Und zugleich ein Aufruf zur Verbrüderung aller Völker und Nationen, ein Aufruf zur gegenseitiger Akzeptierung aller Glaubensrichtungen, und ein Aufruf zur Ächtung aller Gewalt, aller völkerrechtlichen Ignoranz und aller menschenunwürdigen Behandlung.



- Mein dritter Gedanke war, um endlich nach mehr als 60 Jahren einen musikalischen Beitrag zum Gedenken des Holocausts zu liefern im Namen jenes Volkes, welches neben den Juden Ziel der Ausrottung war, nämlich der Sinti und Roma.


Ich gehöre selber keiner Glaubensrichtung an. Ich glaube jedoch an ein übermenschliches Wesen höherer Ordnung. Und ich glaube an die menschliche Vernunft (von Gott gegeben), um seinen Mitmenschen zu lieben, seines Mitmenschen’s Glauben zu akzeptieren und zu respektieren, und seine eigene persönliche Freiheit dort zu begrenzen, wo die persönliche Freiheit seines Mitmenschen beginnt.  


Roger Moreno - Rathgeb
Vaals, Niederlande, 19. Oktober 2009



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